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Kaffeed… ähh, käufer!

Auf dem Monitor der Videoanlage fiel uns ein Typ auf, der den Laden betrat und sofort alle unsere kleinen inneren Alarmglöckchen zum Schrillen brachte. Und nicht nur das, wir bekamen gleichermaßen schwitzige Hände, das Adrenalin sprudelte förmlich aus den Nebennieren heraus. Er hatte eine irgendwie unnatürlich eingeknickte Körperhaltung, Turnschuhe, eine Schirmmütze auf dem Kopf und eine einfache Sporttasche über der Schulter hängend. Die letzten drei Punkte treffen auf viele zu, die, es ist wohl leicht zu erraten, Sport treiben. Die haben jedoch als trainierte Leute nicht diese typische kraftlose Körperhaltung, wie viele Drogenabhängige sie zeigen.

Er durchquerte die Gemüseabteilung und blieb vor dem Kaffeeregal stehen. Die Alarmglöckchen waren kurz davor, von den Halterungen abzureißen. Wir trauten uns kaum zu blinzeln, um ja nichts zu verpassen, während wir auf den Bildschirm starrten. Da fing er an, einzelne Packungen in die Hand zu nehmen und zu begutachten. Er stellte sie wieder hin, nahm andere in die Hand, sortierte sie in einem anderen Fachboden zu kleinen Grüppchen, stellte wieder welche weg, begutachtete neue und so weiter. Die Alarmglöckchen schrillten mittlerweile nicht mehr, sie waren längst mit Burnout zusammengebrochen.

Eine Kollegin positionierte sich derweil in Zivilbekleidung und mit dem Handy in der Hand vor der Eingangstür. Ich blieb mit zittrigen Händen im Büro. Du gehst uns nicht durch die Lappen, Kaffeedieb. Wir sind schon oft genug verarscht worden. Dich! Kriegen! Wir!

Der Mann nahm sich die acht auf dem oberen Fachboden zusammengestellten Pakete Kaffee und verschwand damit um die Ecke.

Jetzt!

Jetzt!!!

Nein. Das passierte nicht. Stattdessen aber etwas, womit ich nicht annähernd gerechnet habe. Und hätte ich darum gewettet, und der Einsatz wäre groß gewesen, ich hätte verloren.

Der Mann ging mit den Paketen zur Kasse und bezahlte sie, wie jeder andere anständige Kunde auch. Ungläubig glotzte ich auf den Monitor und ging schließlich irritiert wie erleichtert nach vorne, um die vor der Tür wartende Kollegin zu erlösen.

Entschuldigung.

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Kommentare

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kritischer Beobachter am :

Jetzt muss ich auch mal:
Der wollte nur ins Blog.

eigentlichegal am :

Der wollte euch nur von seinem Kollegen ablenken.

ShadowAngel am :

"Turnschuhe" - In der heutigen Zeit, wo praktisch jeder unter 50 Sneaker anhat, sind die also ein Zeichen für Verbrecher? Meine Güte, ich war letztens mit meinen Jordan I's (und einer Tasche!) in einem Edeka, ob die mich auch direkt verdächtigt haben? :-O

Ich am :

Aaach, echt jetzt? Ohne dich wären wir darauf niemals gekommen. Björn hat eben pawlowsche Reflexe und verpasst 99% der wahren Diebe.

Nicht der Andere am :

Ja, genau! Die Diebstahlsablenker lenken heutzutage nicht nur ab. Sie kaufen auch nicht etwa günstigen Kram. Nein, sie kaufen verschiedenste, nicht nur günstigste Kaffeepackungen, und zwar genau acht. In langführigen Versuchsreihen haben sie nämlich herausgefunden, daß beim Einkauf von acht Packungen Kaffee der Diebstahlwert des Kollegen das Maximum (abzüglich der Einkaufskosten) erreicht. Klingt komisch, ist aber so.

Raoul am :

Schön, den Klassiker mal wieder zu sehen :-)

Asd am :

An die Junkies:
Beim Kaffee klauen mit Sporttasche immer schön auf eine aufrechte Körperhaltung achten! ;-)

Nils am :

Sympathisch, wie offen und ehrlich du mit dieser Fehleinschätzung umgehst. :-)

AuchVeganerKlauen am :

Und in dieser Zeit wurde das ganze vegane Wurst- und Aufschnittsortiment leergeräumt. :-O

Roberto am :

Das ist kein Verlust :-)

Hertalein am :

DAS hätte er schon längst an die große Glocke gebunden.

Jane Doe am :

Turnschuhe und Tasche waren nicht das Alarmsignal.
Du machst Dir also ganz zu unrecht sorgen darüber, ob Du verdächtigt werden könntest.
Also mangelndes Leseverständnis? Oder schlechtes Gewissen? Oder suchtest Du nur einen Weg, um der Welt zu erzählen, dass Du Turnschuhe für 80-100 € trägst?

Cliff am :

"jeder unter 50". Frechheit! Ich bin über 50. Allerdings Traditionalist, nur Adidas und Puma. Na gut, einmal bin ich mit zwei Kängurus fremdgegangen...

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