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Wie gesprochen, so verbrochen!

In letzter Zeit fiel uns mehrmals ein etwas heruntergekommen wirkender Typ an unserem Leergutautomaten auf. Er verhielt sich eigentlich unauffällig, außer dass er irgendwie "neben sich" wirkte, also vermutlich Alkohol oder BTM konsumierte.

"Der klaut auch noch irgendwann!", prophezeite Ines.

Während er sein Leergut abgab, meldete der Automat zwischendurch, dass die Wanne unter dem Cruncher voll war. Dass der Mann die kurze Unterbrechung dazu nutzte, sich eine kalte Dose Cola aus dem Laden zu holen, diese möglichst unauffällig zu öffnen, nicht ohne dabei einmal direkt in die gesuchte Kamera über ihm zu gucken und begann, diese auszutrinken, sahen wir zunächst nicht.

Er nippte jedoch immer wieder an dieser Dose und stellte sie anschließend wieder auf den Fenstersims. Dass Leute die Reste aus ihren Flaschen noch schnell vor dem Automaten austrinken, erleben wir eigentlich täglich. Aber so einen "Rest", dass man ihn Schluckweise trinken muss, lässt wohl niemand in einer in eine Tüte geworfene Dose.

Wir spulte kurz die Videoaufzeichnung zurück und sahen, dass er die Wartezeit tatsächlich wie oben beschrieben genutzt hatte.

"Die wollte ich gleich bezahlen", sagte der Typ, als ich ihn damit konfrontierte.

Glaubte ich ihm nicht. Glaubte Ines ihm auch nicht. Wir hätten natürlich abwarten können, bis er an der Kasse seinen Leergutbon einlöste. Aber dazu fehlte uns die Geduld und mein Gefühl sagte mir, dass die Dose mit dem restlichen Leergut im Automaten gelandet werde. Es folgte ein Rauswurf mit Hausverbot, aber keine Anzeige. Seine bis dahin am Leergutautomaten gesammelten Werke durfte er sich aber noch (abzüglich des Preises für die Cola) an der Kasse auszahlen lassen.

WTF-Diebstahl

Immer wieder kommt es auch mal vor, dass man sich nicht ganz sicher ist, ob jemand tatsächlich etwas eingesteckt hat. Manchmal hilft dann eine kleine List: Entweder ich alleine oder auch mit Kollegen postieren wir uns in der Nähe der Kasse und / oder des Ausgangs und heucheln zufälliges Herumstehen oder sogar ernsthafte Arbeit, während wir tun so, als würden wir immer wieder gaaaanz unauffällig zum vermeintlichen Ladendieb gucken. Es hat schon oft genug funktioniert, mit dieser Technik Leute dazu zu bewegen, die tatsächlich eingesteckte Ware wieder auszupacken.

Wenn der potentielle Täter den Laden schon verlassen hat, hilft es durchaus auch schon, hinter den vermeintlichen Ladendieb betont auffällig hinterherzugehen, gerne auch zügig. Wenn er dann wegrennt, hat man zumindest die Gewissheit, dass da irgendetwas nicht ganz koscher war.

So auch in diesem Fall. Ein junger Mann verließ den Laden durch die Schranke. Noch einen Augenblick bevor er das tat, hatte mir eine Kollegin bereits Bescheid gesagt, dass da ein "komischer Typ" im Laden sei und dass ich doch bitte mal auf dem Video hinterhergucken solle. In dem Moment, als ich auf den Bildschirm blickte, verließ der Mann bereits durch den Eingang unseren Laden. Um noch eine Chance zu haben, lief ich sofort los und hinter ihm her. Als er mich in der Seitenstraße erblickte, gab er Hackengas und rannte davon. Die knapp 100 Meter Vorsprung, bedenkt, dass ich beim Blick auf die Videoanlage in meinem 50 Meter vom Eingang entfernten Büro saß, konnte ich nicht mehr aufholen. Egal, lass ihn rennen – und er rannte wie ein Irrer.

Zumindest wollte ich noch wissen, ob er tatsächlich etwas gestohlen hatte. Und natürlich auch um was es sich dann ggf. dabei handeln würde.

Die typischen Klauprodukte Kaffee, Alkohol, Süßwaren oder Drogerieprodukte hatte er nicht mitgenommen. Ich staunte jedenfalls nicht schlecht, als ich ihn auf der Videoaufzeichnung dabei beobachtete, wie er sechs Flaschen Coca-Cola in seinem Rucksack verstaute. Coca-Cola.

Getäuscht

Ich ging zu Ines, die gerade Wein packte, hielt ihr meine Hand entgegen. Sie schlug ein und mit einem ganz förmlichen Händeschütteln sagte ich zu ihr: "Ich gratulieren Ihnen zu dieser hervorragenden Menschenkenntnis. Sie guckte mich mit ganz verwirrt und mit großen Augen an.

Was war geschehen?

Nun: Am Vormittag kam ein Mann zum Leergutautomaten, den Ines ganz spontan als VP, verdächtige Person, einsortierte. Wir klemmten uns an die Videoanlage und sahen ihm einen Moment zu. Den mitgeführten "Hackenporsche" hatte er verschlossen und er nahm sich in den folgenden Augenblicken einige recht unverdächtige Artikel aus dem Laden. Eine Packung Kekse, eine Flasche Cola. Danach ging er augenscheinlich nach vorne, vermutlich direkt zu Kasse.

"Der ist harmlos", mutmaßte ich etwas zu leichtfertig und wir setzten die Arbeit am Weinregal gemeinsam fort, ohne den Mann weiter zu beachten.

Einige Stunden später entdeckte ich im Regal mit den Körperpflegeprodukten zwei abgerissene Sicherungsetiketten unserer Warensicherungsanlage. Woher sie kamen ließ sich mit Hilfe der Videoaufzeichnung recht schnell herausfinden: Der Mann hatte zwischen Getränkeabteilung und Kasse noch mal eben zwei Flaschen Duschgel eingesteckt. Bei der Menge vermutlich eher für den Eigenbedarf, was ich immer besser ertrage, als wenn die "Profis" einem zur Drogenbeschaffung den Laden leerräumen, aber ärgerlich ist es dennoch.

1:0 für meine Gattin, würde ich sagen …

Der Haargeler und Lakritzesser

Nachtrag: Da fehlte wohl eine nicht unwichtige Information im Text. Die habe ich nun ergänzt und damit sollte klar sein, was da an der Kasse genau passiert ist.


Ines und mir fiel ein Typ auf, der sich durch sein Verhalten bei uns zu einer "VP", Verdächtigen Person, machte. Er schlich immer hin und her und wirkte dabei seltsam nervös.

Schließlich nahm er eine Tüte Katjes Lakritz aus dem Süßwarenregal und ging damit nach hinten in den Laden. "Na, ob die auch wieder nach vorne kommen?", rätselten wir schon, als er mit der Tüte in der Hand zum Regal mit den Körperpflegeprodukten ging. Aber er hatte sie tatsächlich noch in der Hand. So weit war alles gut.

Dann legte er die Tüte in ein Regal, nahm sich eine Tube Haargel, drückte sich davon was in die Handflächen und stylte damit schließlich seine Haare neu. Dann verschloss er die Tube wieder, stellte sie zurück ins Regal, griff wieder die Lakritztüte und stellte sich hinter die an der Kasse wartenden Kunden. Dort öffnete er die Tüte und begann, sich die Lakritze Stück für Stück in den Mund zu stecken. In der Zwischenzeit steckte ich mir die angebrochene Haargel-Tube in die Tasche. Die konnte er bezahlen.

Während er an der Kasse wartete, sprach ich ihn an: "Normalerweise ist es so, dass man die Ware erst bezahlt und dann isst." Wäre mir bei jedem anderen Kunden egal gewesen, denn offenbar wollte er sie ja bezahlen, aber da der Typ uns durch sein Verhalten mit dem Haargel ohnehin aufgeregt hatte, musste er auch mal Kritik ertragen.

Ich hätte mit jeder Antwort zwischen "Oh, das wusste ich nicht" und "Ich hatte so einen Appetit, aber ich bezahle die Packung ja auch" gerechnet.
Nicht gerechnet hatte ich mit einem relativ aggressiven Tonfall, in dem mir mitgeteilt wird, dass das sehr wohl erlaubt sei, das wäre nämlich ein Gesetz in Deutschland, und dass ich mich da vielleicht mal schlau machen sollte.

Die Lakritze bezahlte er, aber für das angebrochene Haargel verweigerte der Typ die Bezahlung, angeblich hatte er es gar nicht benutzt. Wir hatten zwar mit vier Augen live dabei zugesehen, aber irgendwann entzog sich der Typ der (wie immer bei solchen Leuten) einseitig lautstarken und Diskussion um den einen Euro und verließ den Laden. Wir werden es überleben, aber sollte der sich hier noch mal blicken lassen, darf er direkt wieder umdrehen und zum freundlichen Discounter an der Ecke gehen. Falls er da nicht auch schon Hausverbot hat …

Zwei Bier und vier Würstchen

Wir saßen im Büro und hatten gerade mit einem potentiell neuen Mitarbeiter unter anderem über Ladendiebe gesprochen. Auf meinem Monitor vom PC lief die Gesamtübersicht mit allen Kameras aus der Videoanlage. Plötzlich schreckte Ines hoch: "Guck mal den Typen beim Leergut an!"

Wir guckten... Er sah schon etwas verdächtig aus, das stimmt. Die Fingerspitzen kribbelten zumindest. Nachdem er seine Bierdose in den Automaten gesteckt hatte, "checkte" er noch den Verschluss der Box. Alles klar, die Fingerspitzen haben zu Recht gekribbelt, das Alarmglöckchen hat nicht ganz grundlos geklingelt. Alles klar, VP, wir bleiben dran!

In dem Moment kam im Blickfeld einer anderen Kamera ein anderer Typ aus einem Gang. Ich sah ihn nur von hinten, aber er hatte die Arme nach vorne und rückte irgendwie seine Bekleidung, Jacke und Hose, zurecht. Eine seltsame Geste, die ich so und ähnlich schon häufiger in Verbindung mit unerlaubter Besitzübertragung gesehen habe. Mal dranbleiben!

Den Typen vom Leergut vergaßen wir, denn der andere steckte nur Augenblicke später genau vor einer Kamera und damit quasi genau vor unseren Augen eine Packung mit vier Würstchen im Teigmantel in seinen Hosenbund. Dass er sich mit der zuvor beobachteten Bewegung zwei Flaschen Desperados eingesteckt hatte, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Der Spendenboxfummler hat letztendlich nichts Schlimmes gemacht, der andere bekommt für seinen Diebstahl in Höhe von insgesamt fast neun Euro die übliche Behandlung, bestehend aus einer Anzeige und dem lebenslangen Hausverbot.

Beobachtungen und die Realität

Schon oft hier im Blog thematisiert habe ich die Problematik, dass Leute sich im Laden "verdächtig verhalten", ohne wirklich etwas Böses zu tun oder auch nur zu beabsichtigen. Es gibt nun mal bestimmte Personen(gruppen), die sich stereotyp mit Vorurteilen oft sehr passend einsortieren lassen, wie ich hier im Beitrag LD-Erkennung vor einer Weile mal umfangreich geschildert habe. Jemanden nur anhand einer Beobachtung zu verurteilen kann also funktionieren, aber auch gewaltig nach hinten losgehen. Daher warte ich oftmals ab und gucke mir einen Sachverhalt lieber noch einmal auf der Videoaufzeichnung auf, auch mit dem Risiko, durch diesen Zeitverlust bestohlen zu werden, als direkt reinzuhauen und evtl. einen ehrlichen Kunden vor den Kopf zu stoßen.

Ich kam aus dem Lager und sah einen jungen Mann, den ich schon von seiner Erscheinung her eher als Hallodri einsortiert hätte, vor dem Regal mit den Energydrinks stehen. Er hatte eine geöffnete Dose in der Hand, die er hektisch und mit wenigen Schlucken leerte. Ab jetzt rechnete ich damit, dass er die leere Dose in einem unbeobachteten Moment irgendwo in ein Regal stellt oder sie sogar in den Leergutautomaten steckt, um auch noch das Pfandgeld einzukassieren. Immerhin haben wir hier sowas schon erlebt.
Aber nichts davon. Er hielt die Dose die ganze Zeit in der Hand, während er einen kleineren Einkauf zusammensuchte und zur Kasse ging. Dort stellte er sie jedoch nicht auf das Förderband, sondern bewegte sie an der Kasse vorbei. Mein Mitarbeiter fragte ihn noch, was mit der Getränkedose sei, doch der junge Mann antwortete nur, dass er diese schon mitgebracht hätte.

Und das war nicht gelogen.

Aber den Preis für auffälliges Verhalten im Supermarkt, den hat er verdient.

Schmiddi

Gregor kam zu mir ins Büro: "Da steht ein komischer Typ, der dich sprechen möchte. Behauptet, hier schon einmal gearbeitet zu haben und sucht einen Job. Sein Name ist Schmitt."

"Der Name sagt mir nichts, sagte ich kopfschüttelnd und ging zur Lagertür.

Ein etwas "VP" (verdächtige Person) wirkender Mann stand dort und plapperte direkt los, dass er hier schon einmal gearbeitet hätte. Einen ganzen Tag musste er umsonst arbeiten und hatte den ganzen Laden aufgeräumt und Pappen rausgeräumt und alles richtig schön gemacht und letztendlich hätten wir ihm dafür zwar etwas zu Essen gegeben, ihn aber auch nicht eingestellt.

An dieser Stelle hole ich mal eben etwas aus und greife auf ein offenbar unverbloggtes Erlebnis aus den letzten Jahren zurück. Während ich mich überhaupt nicht an sein Gesicht erinnern konnte, klingelte es nämlich bei Ines wieder: "Jaaaa, Schmiddi war das. Der hatte doch damals allen angeboten, dass wir ihn Schmiddi nennen können. Alle seine Freude würden ihn so nennen." Ach, ja. Es klingelte doch wieder. Er hatte einen Probetag für einen Minijob zum Verräumen der Ware hinter sich gebracht. Mit dem Ergebnis, dass alle Mitarbeiter, sogar einer mit einer geradezu stoischen Ruhe bei schwierigeren Leuten, hinter ihm die Augen verdreht hatten und einstimmig gegen seine Einstellung stimmten. Wie lange mag das her sein? Drei Jahre vielleicht. Wir können es beide beim besten Willen nicht mehr sagen.

Schmiddi stand nun also vor mir und wollte einen Job haben. "Der Chef hier, Uwe, sagte, dass es hier bestimmt gerade einen Job für mich gibt." Es brauchte ein paar Sätze, ihn davon zu überzeugen, dass Uwe zwar "Chef" ist, wenn ich nicht da bin und in gewissen Grenzen, aber ausdrücklich jede personelle Entscheidung durch mich getroffen wird und auch ein Uwe ihm ganz sicher keine solche Zusage gemacht haben wird. Während wir uns unterhielten, wirkte ich wohl ziemlich abweisend. Vor allem überlegte ich die ganze Zeit, ob ich mich nicht doch irgendwie an ihn erinnern könne. Und ob ich das möglicherweise vergessen habe oder ob der Mann vor mir einfach nur irgendein Wirrkopf ist, der mir eine nicht minder wirre Geschichte erzählen möchte.
"Bei mir gearbeitet" stimmte also schon irgendwie. Nur kam es nicht dazu, dass ich irgendwo seinen Namen verarbeiten musste. Lohnbuchhaltung, Stempelkarte, Arbeitsvertrag, was auch immer gab es nicht und so passt die Aussage nur in Maßen.

Plötzliche platzte es es aus ihm heraus: "Du brauchst hier gar nicht so arrogant zu tun. Und dann noch mit den Händen in den Hosentaschen. Nur weil du hier der Chef bist, kannst dir ja sonstwas drauf einbilden. Uwe, der ist ein netter. Du nicht, ich will gar nicht bei dir arbeiten. Das muss ich mir hier nicht bieten lassen."

Während ich mich, immer noch mit den Händen in den Taschen, im Geiste langsam am Kopf kratzte, gröhlte ein anderer Kollege, der die Unterhaltung mitbekommen hatte, lautstark aus dem Bereich hinter dem Leergutautomaten: "Dann hau doch ab hier! Tschüss! Schönes Restleben noch!"

Schmiddi trollte sich. Mitten im Laden drehte er sich noch einmal um und rief: "Herr Harste?!" Ich drehte mich um. "Haben Sie Haferflocken?" Ich nahm die Frage ernst und ging auf ihn zu: "Ja, natürlich." "Wie viel?" Was meinte er damit? Während ich noch überlegte, ob er wissen wollte, wie viele Packungen oder verschiedene Sorten, oder wie viel die überhaupt kosten sollen, blökte er laut quer durch den Laden. Vermutlich war seine Intention, dass alle anderen Kunden das mitbekommen und ich blöde dastehe. "Das dauert mir hier zu lange. Da stellt man nur eine freundliche Frage und dann bekommt man darauf nicht mal eine Antwort, so wird man hier als Kunde behandelt."

Dann tat er das, worauf wir alle gehofft hatten: Er ging.

Blutdruckerhöhendes Mittel

Völlig entspannt saß ich im Büro, als plötzlich mein Handy klingelte. Als Anrufer wurde mir meine Liebste angezeigt, die gerade im Laden Ware gepackt hat. Es gibt nur einen Grund, warum sie das tut: Irgendein Problem, meistens verdächtige Leute oder sogar Ladendiebe. Schlagartig kletterte mein Puls nach oben, während ich den Anruf entgegennahm.

Sie erklärte mir, dass da ein Mann gerade eine Flasche Likör, einen Topf Ben&Jerry's-Eis und ein paar Dosen Red Bull in seine Umhängetasche gelegt und diese verschlossen hat. Auf dem Arm trug er ein paar Tüten Chips, mit denen er dann zur Kasse ging.

Mein Herz klopfte vor Aufregung wie verrückt, meine Hände waren feucht und zitterig, mit einem Kollegen positionierte ich mich in der Nähe des Ausgangs, bereit zuzugreifen.

Der Mann stand inzwischen an der Kasse. Als er das Förderband erreichte, legte er die Chipstüten darauf, drehte seine Tasche nach vorne und packte völlig souverän und wie selbstverständlich die darin deponierten Artikel ebenfalls auf das Band. Hatte er Verdacht geschöpft? Nein, glaube ich nicht.

Schließlich sprach ich ihn doch noch freundlich an und bat ihn, beim nächsten Einkauf doch einen der von uns zur Verfügung gestellten Einkaufskörbe zu benutzen und auf diese für die Ladenmitarbeiter extrem nervenaufreibende Methode beim nächsten Mal zu verzichten.
Er war sich gar keiner Schuld bewusst und hatte auch gar keine bösen Absichten gehabt und konnte sich dementsprechend auch überhaupt nicht vorstellen, dass es Leute gibt, die einfach Ware klauen würden. Doch, tun sie. Leider. :-(

Paketbotenpanik

Ein Paketbote kam mit einem größeren Karton unterm Arm ins Lager. Die Sendung war für Gregor, der sich privat etwas bestellt und in die Firma hat liefern lassen. Der Auslieferungsfahrer war, als er meinen Namen in sein kleines Datenerfassungsgerät eingab, aufgrund der Abweichung zum Namen auf dem Paketaufkleber doch etwas irritiert und so rief ich kurzerhand den Empfänger her, der gerade im Aufenthaltsraum saß und Pause machte. Die Zeit vertrieb er sich dabei, mit seinem Handy Musikvideos zu gucken und so rief ich relativ laut, so dass sich meine Stimme schon leicht überschlug.

Der Kollege sprang auf, guckte aus der Tür und rannte panisch zu uns. Mein lauter Schrei und die Tatsache, dass ich mit diesem verlottert aussehenden Typen im Lager stand, ließen ihn schlagartig annehmen, dass ich einen Ladendieb gestellt hätte und unbedingt Hilfe bräuchte.

War dann aber zum Glück nicht ganz so dramatisch. :-)

VP-Frage

Ex-Kollege und Noch-Blogleser Stephan hat mir geschrieben:

Hallo Björn,
in Anlehnung an deinen Blogeintrag der "extrem verdächtigen Person", die dann ganz normal bezahlt hat, ist mir eine Geschichte eingefallen, die mir letzten Winter passiert ist.

Ich war in der Hamburger Innenstadt unterwegs und wollte am Samstag kurz vor Ladenschluss noch schnell aus dem Edeka eine Flasche Mineralwasser holen. Im Laden war nicht mehr viel los und der Besitzer / Filialleiter/ Schichtleiter stand bei einer Kollegin an der Kasse.

Es war ziemlich kalt, ich trug Handschuhe und Mütze, dazu war ich vollbepackt: Mit zwei großen Einkaufstüten um jeweils eine Schulter und einem überdimensionierten Rucksack, an dem bereits der Reißverschluss kaputt war. Kurzum scheine ich einen verdächtigen Eindruck gemacht zu haben - denn der besagte Leiter bekam sofort große Augen, stellte das Gespräch mit der Kassiererin ein und starrte mich unumwunden an. Ich ging direkt in die Getränkeabteilung, welche nun mal zwangsläufig in Nähe von "verdächtigen" Produkten wie Bier und Schnaps liegt. Während ich gerade das passende Getränk raussuchte, sah ich bereits im Augenwinkel, wie sich der Mitarbeiter am Kopfende postierte und genau beobachtete, was ich da wohl tat. Er tat nicht mal so, als würde er Ware verräumen oder dergleichen - es war schon sehr eindeutig, dass er mich für den "letzten Ladendieb vorm Wochenende" hielt. Nun wollte ich nichts böses, war durchaus in der Lage und auch willens mein Getränk zu bezahlen und ging wie üblich zur Kasse, grüßte freundlich, bezahlte mit Schein, nahm mein Wechselgeld entgegen und wünschte im Abschluss ein schönes Wochenende.

Ende der Geschichte. Zwar ist überhaupt nichts passiert, doch hat sich dieses Ereignis durchaus bei mir eingebrannt. Ich kaufe dort immer noch regelmäßig ein, jedoch stets mit dem unangenehmen Gefühl, "hier eigentlich nicht willkommen" zu sein. Natürlich verstehe ich den Mitarbeiter, der einen Diebstahl vermeiden will, frage mich jedoch auch: Hätte er es besser machen müssen? Ist es denn mein Problem, dass er mir nicht traut und mich als ehrlichen Kunden verdächtigt? Hätte er sich entschuldigen sollen/können?

Hattest Du schon solche Situationen? Wie hast Du da agiert oder reagiert? Würde mich freuen, mal deine Meinung zu hören - gerne auch via Blog, wenn Du es für berichtenswert hältst :-)
Jeder Ladenbetreiber muss ja selber wissen, wie er mit Kunden und eben auch "verdächtigen Personen" umgeht. Wenn ich weiß (oder für mich entscheide), dass mir eine Person als Kunde ziemlich egal ist, würde ich mich ggf. auch möglichst auffällig unauffällig positionieren. Das passiert ausgesprochen selten, denn prinzipiell geben wir jedem erst mal die Chance, sich als ehrlicher Kunde herauszustellen. Ich bin zugegebenermaßen immer sehr zufrieden, wenn sich eine vermeintlich verdächtige Person dann doch als ehrlicher Kunde herausstellt. Solche Vorkommnisse entkräften einfach immer mehr das Gefühl, hinter Andersartigem etwas Negatives zu vermuten.

Ich würde im Normalfall derartige Beobachtungen immer über die Videoanlage vornehmen, was natürlich nur geht, wenn überhaupt eine solche vorhanden ist, oder zumindest versuchen, tatsächlich irgendwie unauffällig zu tun. Wenn ich aus einem Gespräch heraus hinter einem Kunden herlaufe, um zufällig in irgendeinem Regal in der Nähe dieses Kunden irgendwas aufzuräumen, ist das jedoch alles außer unauffällig.

Es ist schwierig, im Zweifel vielleicht einfach mal direkt den entsprechenden Mitarbeiter ansprechen und fragen, ob derjenige ein Problem mit einem hätte und darauf hinweisen, dass aus dem Besuch im Laden ohne dieses Gefühl, beobachtet zu werden, ein schöneres Einkaufserlebnis geworden wäre.

Goldene Weinkisten

Vor etlichen Jahren hatten wir mal eine Zeitlang das Phänomen, dass wir immer wieder bergeweise leere Mehrweg-Weinkisten als Leergut bekommen haben, jedoch ohne Flaschen. Dass man so eine Kiste mal irgendwo findet, mag ja angehen. Vielleicht sind die Flaschen auch abhanden gekommen, wurden zweckentfremdet oder sind vorab schon nach und nach einzeln als Leergut zurückgegeben worden.

Aber viele Kisten ohne Flaschen auf einmal, dazu von wenig vertrauenerweckenden Leuten? Das wirkt nicht so, als ob da alles mit rechten Dingen zugehen würde. Ging es wohl auch tatsächlich nicht, denn die goldenen Rahmen wurden wohl augenscheinlich vom Gelände unseres Weinlieferanten hier in Bremen gestohlen. Das Areal ist zwar eingezäunt, aber nun auch nicht gerade ein Hochsicherheitstrakt. Damals war dann plötzlich wieder Ruhe und jahrelang gab es keine Versuche mehr, diese Kisten abzugeben.

Nun stand vor ein paar Wochen morgens plötzlich ein Typ in der Leergutannahme, den ich persönlich sofort selber als "VP" (verdächtige Person) einstufte, und wollte eine leere Wein-Mehrwegkiste bei uns abgeben. Ich nahm sie zwar entgegen und zahlte ihm das Geld aus, fragte aber dennoch, wo er sie her hätte. "Die habe ich am Sodenmattsee gefunden", erklärte er. Das ist durchaus möglich, könnte ja sein, dass Strandbesucher sie vergessen haben.

Ein paar Tage später gab er wieder morgens acht leere Wein-Rahmen bei uns ab. Ich war nicht da und habe das Ergebnis erst hinterher gesehen. Angeblich hätte er diese Kisten wieder am See gefunden, denn das sagte er meinem Mitarbeiter. Das war nicht mehr glaubwürdig. Und ich kommunizierte über unsere WhatsApp-Gruppe, dass ich nicht mehr möchte, dass diese Kisten ohne Flaschen angenommen werden.
Bekam leider nicht jeder Kollege mit, ja wir haben noch ein paar Mitarbeiter ohne besonders ausgeprägte Smartphoneaffinität, und so standen am nächsten Tag noch einmal weitere acht leere Rahmen hier im Lager. Seufz …

Das könnte mir ja eigentlich egal sein, den Weinhändler juckt ein möglicher Diebstahl ebenso wenig und die Kisten sind hier ein durchlaufender Posten (Umsatzsteuer-Plus und die Arbeitszeit mal außer Acht gelassen) – aber alleine der Gedanke daran, dass sich da eine dubiose Type mit ziemlich sicher geklauten Dingen bereichert, regt mich auf.


Er klaute Rauke

Während ich dabei war, ein paar Kartons mit Putztüchern im Regal unterzubringen, fiel mir ein Mann mit roter Windjacke auf, den ich pauschal aufgrund seiner Erscheinung als "verdächtige Person" klassifizierte. Diesen Gedanken verwarf ich jedoch wieder, denn der Typ hielt lediglich eine Packung Rucola-Salat und ein Dressing in der Hand, was nun nicht gerade die typischen Klau-Artikel sind, nicht mal bei uns.

Ein paar Minuten bekam ich einen Anruf von der Kasse. "Hier ist gerade so ein Typ mit roter Jacke einfach so rausgegangen, irgendwie kam der mir komisch vor."

Wie, so rausgegangen? Der hatte doch ein paar Sachen in der Hand?

Die Videoaufzeichnung offenbarte dann, dass er das Töpfchen mit Salatdressing zwar vor der Kasse abgestellt hatte, den Salat aber tatsächlich in einem unbeobachteten Moment unter seine Jacke gefummelt hatte und diesen ohne zu bezahlen mitgehen ließ.

Eine. Packung. Rucola.

LD oder so auf der Flucht

Ein nicht sehr vertrauenerweckender Mann mittleren Alters ging hinter den wartenden Kunden an der Kasse vorbei und löste dabei auch den Alarm der Warensicherungsanlage aus. Als der schrille Ton erklang, rannte der Typ wie irre los. Da er die Straße entlanglief, aber für uns zu viel Vorsprung hatte, rannten wir hinten auf den Hof, schnappten uns das Auto und versuchten rund eine Viertelstunde lang erfolglos, den vermeintlichen Ladendieb einzuholen, bzw. überhaupt erst mal hier in einer der vielen Seitenstraßen wiederzufinden.

Wir gaben also auf und als wir wieder eingerückt waren, sahen wir uns die Videoaufzeichnung an, die ein für uns recht überraschendes Ergebnis an den Tag brachte: Der Mann hatte augenscheinlich überhaupt nichts gestohlen, also zumindest bei mir hier im Laden nicht. Aber wieso dann diese regelrecht panikartige Flucht hier aus dem Laden? Und was hat den Alarm ausgelöst? Wir wussten es nicht und verblieben notgedrungen mit vielen Fragezeichen in den Köpfen.

Etwas später kam ein Mann aus dem "Café" auf der anderen Straßenseite rüber und sprach meinen Kollegen auf den verdächtigen Mann vom Nachmittag an und erklärte ihm, dass dessen Schuhe hier wohl den Alarm ausgelöst hätten. (Aha, woher weißt du das? Egal.)

"Und warum flüchtet der dann so?"

"Weil er Angst vor der Polizei hat, der ist illegal in Deutschland."

Na, denn … :-|

VP in der Baustelle

Ein Kollege berichtete, dass ihm aus unserer Baustelle ein Mann entgegenkam, den er direkt als "VP" (Verdächtige Person) eingeschätzt hätte, eher sogar "extrem VP". Wollte sich angeblich bei uns bewerben, sein Bewährungshelfer hätte ihm dazu geraten.

Wir werden wohl eher nicht zueinander finden.

Rauswurf durch Stammkunde

Ein Typ, der uns allen nicht bekannt vorkam, benahm sich an der Kasse nicht so, wie ich es von einem anständigen Kunden erwarten würde. Erst forderte er mehrere Schachteln Zigaretten aus dem Automaten an, die in seinen Händen hin und her gingen (aber letztendlich vollständig von meiner Mitarbeiterin wieder eingesammelt wurden) und dann fing er an, hinter dem Rücken meiner Kassiererin an der Geldschublade und der Tastatur unserer zweiten Kassen herumzufummeln.

Einem langjährigen Stammkunden missfiel dieses Verhalten dermaßen, dass er eigenmächtig den Typen verbal und mit eindeutigen Gesten aus dem Laden geworden hat.

Coole Aktion! :-)