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Das Haus auf der anderen Straßenseite

Bereits schon kurz nach dem Kauf des Ladens hier hatte ich mir die Bauakte für das Gebäude besorgt. Die gesamte Akte liegt hier in digitaler Form auf dem Rechner und reicht teilweise bis ins neunzehnte (!) Jahrhundert zurück. Die ersten Zeichnungen und Dokumente, die sich auf Vorgängerbauten des heutigen Gebäudes beziehen, sind irgendwann auf achtzehnhundertirgendwas datiert. Diese Unterlegen helfen zwar kein Stück weiter, befinden sich aber in der Akte und machen sie dick und unübersichtlich.
Diese vielen einzelnen Pläne, Zettel, Zeichnungen, Notizen, Dokumente und was sonst so in so einer Akte steckt, habe ich relativ unsortiert in Form mehrerer pdf-Dateien erhalten. Innerhalb einer Datei sind zwar immer irgendwie zusammengehörige Dokumente zusammengefasst, aber die Akte hat bei mir insgesamt mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.

Unser Haus in der heutigen Form besteht oder bestand aus zwei oder drei kleineren Gebäuden, die irgendwann zusammengefasst worden sind. Irgendwie war hier mal eine Fleischerei drin. Oder eine Wäscherei. Nacheinander oder gleichzeitig, ich weiß es nicht. Dort, wo sich jetzt unsere Kassenzone befindet, war auch mal ein Treppenhaus bis ins Erdgeschoss runter. Hier wurde so oft umgebaut, dass es kaum möglich ist, den Inhalt der Bauakte chronologisch oder inhaltlich richtig zuzuordnen.

Eine Zeichnung hat mich richtig herausgefordert. Dass hier drei Häuser nebeneinander stehen, erwähnte ich oben bereits. Dass unten ein Laden war oder aktuell ist (kann ich beweisen), ist auch klar. Aber ich konnte beim besten Willen lange Zeit nicht zuordnen, auf welche Epoche in der Entwicklung der Grundstücke Gastfeldstraße 29 - 33 sich diese Fassade bezieht.

Irgendwann fiel mir auf, dass da überhaupt gar nicht unser Haus abgebildet ist, sondern die Hütte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Aber das aktuelle Foto passt absolut genau zur Zeichnung … Da unten war mal eine Autowerkstatt drin und wo jetzt der Laden ist, war mal eine Durchfahrt zum Hinterhof.


OCR in der Bauakte

Die kompletten Bauakten zum Gebäude hier in der Gastfeldstraße habe ich als pdf-Dateien auf dem Server liegen. Alles wurde säuberlich eingescannt und, zu meiner großen Überraschung, schien da eine automatisierte Texterkennung drübergelaufen zu sein. Jedenfalls lassen sich im Grunde sämtliche Texte markieren.

Unten seht ihr gelb hinterlegt einen originalen Absatz aus der ganz alten Bauakte. Offenbar ist die OCR-Software beim Bauamt nicht mit der Fraktur-Schrift klargekommen – was bei Copy&Paste herauskommt, könnt ihr oben drüber sehen. :-D


Abortstellen

Auszug aus unserer (Gastfeldstraße) Bauakte von 1966:
"Für die Beschäftigten sind Toiletten und Waschgelegenheiten einzurichten. Für je 20 männliche und 15 weibliche gleichzeitig Beschäftigte muß mindestens eine von innen verriegelbare Abortstelle vorhanden sein."
Es heißt ja nicht grundlos "Mädchenblase". :-)

Großschlachterei

Aus der Bauakte dieses Grundstücks von 1946:
"Ich betreibe hier in Bremen, Gastfeldstr, 33 eine Grossschlachterei. Es werden zur Zeit noch 65 Leute beschäftigt. […]"
Die Außenwände des ehemaligen Schlachterei-Gebäudes stellen heute unseren Laden dar. Ein großer Teil der alten Gebäudeteile wurde abgebrochen, das ist jetzt unser Hof. Die Gebäude unmittelbar hinter meinem Laden gehörten wohl augenscheinlich auch dazu. Wenn die von der Moschee wüssten, dass in deren Räumlichkeiten einst Schweine geschlachtet wurden… :-O