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Die Schere

Hier schreibt Taxi-Blogger Torsten:
Und dann ist da noch das Ding mit meiner “Identität”. Dadurch, daß ich unter echtem Namen blogge, hab ich inzwischen (teilweise aus schlechten Erfahrungen resultierend) eine dermaßen riesige Schere im Kopf, daß 90% aller blogbaren Sachen einfach nicht blogbar sind. Das nervt. Könnte ich nochmal starten, dann ausschließlich unter Pseudonym.
Ich kann es ihm in gewisser Weise nachempfinden. Das Problem mit der Schere kenne ich, denn viele Dinge sind für mich einfach nicht blogbar. Und dabei bin ich – behaupte ich jetzt einfach mal – schon sehr freizügig mit meinen Äußerungen von Gedanken und Erlebtem.

Ob ich bei einem theoretischen Neuanfang anonym oder unter meinem echten Namen bloggen würde? Ich glaube, ich würde mich dennoch wieder für das "beschnittene" Blog unter wahrer Identität entscheiden. Anonym kann man zwar unzensiert über alle Dinge berichten, aber ich finde den Gedanken sehr angenehm, hinter den Geschichten auch eine greifbare Person zu haben. Ich bin hier im Laden und wer mich und den Laden kennt und schonmal hier war (und das sind in den vergangenen Jahren ja nun auch schon etliche Blogleser gewesen) oder sogar regelmäßiger Stammkunde ist, kann meine Berichte noch besser verstehen und nachvollziehen.

Sich hinter einem Pseudonym zu verstecken wäre richtig schade. Hier kann ich auch einfach mal "nur" Björn sein.

Probleme des Alltags

Mann, mann, mann....

Da hat man über 2TB Festplattenspeicher unter dem Schreibtisch und sucht dann einen Notizzettel in der Schublade. :-O

Biiiii-ööööhrn

Drei Halbstarke standen an der Kasse und drückten die ganze Zeit wild auf den Wahlknöpfen des Zigarettenautomaten herum. Bei der ersten Schachtel hätte ich ja noch geglaubt, dass sie die bezahlen wollen – aber nachdem sie ein knappes Dutzend Zigerettenschachteln zwischen die Kassensüßwaren gesteckt hatten, war ich mir sicher, dass sie nichts Gutes im Schilde führten.

Nachdem ich die Schachteln wieder im Automaten verstaut hatte, übergab ich die eine Packung, die die Jungs (angeblich) kaufen wollten, direkt meiner Kassiererin. Vorsichthalber wartete ich in Kassennähe. Während ich da so stand, konnte ich mir die ganze Zeit die Provokationen der Jungs anhören. "Biiiiiööööööörn", sprachen sie die ganze Zeit meinen Namen nach.
Dieses ständige gebrabbelte "Biiiiiööööööörn" klang exakt so, wie ich die drei von Anfang einschätzte: Komplett hirntot.

Die Leiden einer jungen Kassiererin

Blogleser Lars hat mich auf das Buch "Die Leiden einer jungen Kassiererin" (hier bei amazon.de) aufmerksam gemacht:
Anna Sam hat Literatur studiert und war 8 Jahre lang gezwungen, sich als Kassiererin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit trockenem Humor und scharfer Beobachtungsgabe beschreibt sie Szenenbilder, die sich in der Atmosphäre liebloser Achtlosigkeit der Supermärkte entwickeln.
Ich hab's mir bestellt und bin schon auf den Inhalt gespannt.

Zuviele Artikel berechnet

Blogleser Ingo berichtet mir folgendes:
Ich kaufte eine handvoll Waren ein um ein leckeres Baguette zu machen. Ich hatte es eilig und so schaute ich erst zu Hause auf die Rechnung, die mir ein wenig zu hoch erschien. Tatsächlich wurden 2xChampignons abgerechnet, die ich nicht gekauft hatte. Ich ging ohne die vor 5 Minuten gekaufte Ware (sieben Artikel) mitzunehmen zurück in den Laden und musste eine ganze Weile mit der Chefin diskutieren, bevor sie mir das Geld zurückgab.

Die Kassiererin sagte, es könne eigentlich kein Artikel zu viel auf der Rechnung erscheinen, denn "sie muss ja alles einzeln durchziehen". Höchstens ein Nummerntausch mit einem anderen Artikel könnte passieren. Natürlich oder seltsamerweise fand sich kein Artikel mit einer ähnlichen Nummer.
Ich verwies auf die Kamera und gab den Tip, einfach anzuschauen, wie viele Waren ich gekauft hatte. Das wollte die Chefin nicht.

Wie kann das passieren, dass zusätzliche Artikel berechnet werden? Geht das technisch wirklich nicht, oder wollte es die Kassiererin nicht zugeben? Jede Software hat Fehler, eine Kasse sicherlich auch, oder? Wie hättest du in diesem Fall gehandelt? Hättest du auf den Film der Kamera geschaut?

Man gab mir zwar das Geld wieder, aber tat das sehr widerwillig. Die Kassiererin denkt jetzt noch, dass ich zwei andere Artikel gekauft habe und die Verwechselung nicht zugeben wollte.
Oha, das sind ja gleich drei Fragen auf einmal. :-)

Ich fange einfach mal mitten drin an:

Dass zu viele Artikel berechnet werden ist in der Tat eher ungewöhnlich. Es sei denn, ein Artikel wird versehentlich mehrmals vom Scanner erfasst oder die Kassiererin hat das Bestätigungspiepen des Scanner nicht gehört und den Artikel deshalb noch einmal gescannt.

Ansonsten kann ich mir nur erklären, dass tatsächlich etwas vertauscht worden ist. Dazu gibt es hier bei mir im Grunde nur zwei konkrete Möglichkeiten: Entweder gab es bei einer Artikelnummer einen Zahlendreher, so dass z.B. statt einer Gurke ein Netz Orangen gebucht wurde. Das lässt sich leicht herausfinden, allerdings nur, wenn auch die gekaufte Ware vollständig vorliegt, damit man diese direkt mit dem Kassenbon (oder der Aufzeichnung im Kassenjournal) vergleichen kann.

Die zweite Möglichkeit ist etwas unwahrscheinlicher und hinterher etwas schwieriger herauszufinden, kommt aber durchaus auch vor. Wenn die Kassiererin einen reduzierten, bzw. aus anderen Gründen mit dem Preis ausgezeichneten Artikel manuell auf eine Warengruppe buchen muss, aber den Preis versehentlich in der Kasse als Artikelnummer bestätigt, kann es passieren, dass ein vollkommen andersartiger Artikel, zu dem diese Artikelnummer gehört, gebucht wird. Da wird dann z.B. das reduzierte Gebäck im Einkaufswagen ignoriert, weil man auf der Suche nach einem falsch gebuchten Gemüseartikel ist. Dabei hätten die Kekse 1,00€gekostet, was natürlich deutlich weniger ist als für das Netz Orangen mit der Artikelnummer 100 für 2,59€.

Zur Kamera: Könnte natürlich sein, dass in dem Laden gar keine Aufzeichnung stattfindet.

"Neue DPG-Dosen"

Blogleser Thorben hat mich auf diesen Blogeintrag von ihm aufmerksam gemacht:
Heute hab ich nen Rundschreiben der Zentrale gelesen.

Redbull hat absofort Dosen im Umlauf, die aus “Material 80″ sind. Deckel aus Alu, Rest aus irgendnen Kunststoff.

Diese Dosen werden von den DPG-Maschinen nicht angenommen. Eine Aufschaltung, damit diese Angenommen werden, soll je Automat je 300€ kosten. Nun werden wir all diese “Materiall 80″-Dosen per Hand annehmen.

Na prost Mahlzeit wenn alle Dosen darauf umgestellt werden.
Also ich habe von neuen Dosen bislang noch nichts gehört.

Aber dass die Aufschaltung des Gebindes auf Leergutautomaten 300 Euro kosten soll, halte ich für ein Gerücht. Letztendlich identifizieren sich die Dosen auch nur über Strichcode und dpg-Logo und sollten somit wie alle anderen Gebinde in die Datenbanken integrierbar sein.

Aber was "Material 80" sein soll, weiß ich auch nicht.

Müll in Einkaufswagen

Blogleser Samrow hat eine Frage zum Thema Müll in Einkaufswafen:
Hallo Björn,

schon lange nervt mich, dass viele Kunden ihren Müll wie Eisverpackungspapier, Brötchentüten oder sogar abgenagte Apfelgehäuse oder benutzte Taschentücher im Einkaufswagen lassen wenn sie ihn zurückstellen. Der nächste Kunde (also ich) muss das Zeugs dann mit spitzen Fingern herausfischen und entsorgen.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das immer schlimmer wird und inzwischen jeder zweite Wagen "befallen" ist. Wie ist das bei Dir? Hast Du ordentliche Kunden oder füllt der zurückgelassene Müll inzwischen einen ganzen Container?
Ich kenne das Phänomen selber und es tritt meiner Erfahrung nach vor allem dort auf, wo die Kunden relativ anonym die Wagen zurückstellen. So zum Beispiel bei allen größeren SB-Warenhäusern (wie z.B. realkommastrich) aber im Grunde auch allen anderen Geschäften, bei denen die Wagen draußen in den kleinen Häuschen zwischen den Parkplätzen stehen. Diese Boxen scheinen irgendwo einen verdeckten Hinweis zu haben, der zum Müll abladen auffordert.

Hier im Laden stehen die Wagen drinnen unmittelbar neben der Kasse. Es kommt natürlich auch bei mir immer mal vor, dass etwas im Wagen liegenbleibt: Mal eine ungenutzte Gemüsetüte, dann wieder eine Werbebeilage aus der Zeitung, aber am häufigsten alte Kassenbons. Wenn wir sowas sehen, entfernen wir den Müll natürlich, aber im großen uns ganzen ist das Verhalten meiner Kunden diesbezüglich sehr erfreulich. :-)

Cookie-D'oh

Lieber Ben und lieber Jerry – ich weiß ja nicht, was ihr mit meinem Lieblingseis angestellt habt. Vielleicht war's auch nur die eine fehlproduzierte Charge, in der der Keksteig irgendwie störend nussig schmeckte.
Ich werde es selbstverständlich noch weiteres Mal probieren, aber erst, wenn wir neue Ware bekommen haben. Sollte das eine dauerhafte Rezepturänderung sein, bin ich als Kunde (in meiner Rolle als Verbraucher, nicht als Händler) weg.

Rangelei um leere Dosen

Heute Morgen haben sich zwei Flaschensammler um einen Müllsack voller leerer Bierdosen gestritten. Einer behauptete, der andere hätte sie ihm gestohlen. Da sie sich darüber nun gar nicht einig werden konnten, blieb es nicht nur bei einer verbalen Auseinandersetzung, sondern hatte mitunter schon Ähnlichkeiten mit Freistilringen vor dem Leergutautomaten. Schließlich ging mein Mitarbeiter dazwischen und versuchte, den Streit zu schlichten. Da bei beiden sich dennoch nicht einig werden konnten, rief mein Angestellter die Polizei.

Es ging einige Minuten hin und her, aber einigen konnte man sich offenbar nicht. Schließlich hat einer der Polizisten den Sack schlichtweg im Lager ausgekippt, den Inhalt mit einer geschmeidigen Handbewegung in zwei Hälften geteilt. Jedem der beiden Streithähne seinen Teil und gut.

Wenn nur alles so leicht zu klären wäre. :-P

Klauen gegen den Hunger

Am Samstag vor drei Wochen ist uns an der Kasse eine junge Frau aufgefallen. Sie bezahlte eine billige Pizza, erkundigte sich nach einem Tabak, den wir nicht führen – und verschwand. In der Hand hielt sie eine prall gefüllte Tragetasche eines Mitbewerbers und irgendwie kam sie uns extrem seltsam vor. Ihre Bewegungen, ihre Erscheinung, all das wirkte sehr verdächtig. In dem Moment konnten wir zwar nichts machen, aber wir sahen uns hinterher die Videoaufzeichnung an. Es war, wie ich es geahnt hatte: Die prall gefüllte Tasche war vor allem deswegen prall gefüllt, weil sie dort die verschiedensten Artikel aus meinem Laden hineingestopft hatte. Aufregen lohnte sich nicht mehr, ich tröstete mich damit, dass sie wirklich "nur" ein paar Lebensmittel geklaut hat. Der Sachschaden hielt sich somit in Grenzen, aber dennoch nahmen wir uns vor, die Augen aufzuhalten.

Eine Woche später kam mein Mitarbeiter plötzlich von der Kasse in mein Büro gelaufen: "Ich glaube, das ist sie wieder. Die steht gerade bei mir an der Kasse." Ich ging mit ihm nach vorne. Da ich die junge Frau nicht mehr genau vor Augen hatte und auch – wie immer in solchen Situationen – etwas aufgeregt war, sprach ich dummerweise die falsche Frau an. Sie sah ähnlich aus, trug eine schwarze Jacke und stand bei meinem Mitarbeiter an der Kasse. Während ich ihr die unauffällige Frage stellte, ob sie den in der Vorwoche gesuchten Tabak denn noch bekommen hätte (was sie übrigens damit beantwortet, dass sie Nichtraucherin sei), bezahlte die Diebin wieder eine Eigenmarken-Pizza und verschwand vor unseren Augen aus dem Laden. Und mit ihr wieder der selbe, prall gefüllte Leinenbeutel. Diesmal wieder voller gemischter Lebensmittel.

Das Schema passte. Immer am Samstag kam sie also hierher und füllte ihre "Plus"-Tasche mit den unterschiedlichsten Waren. Bislang nie wirklich viel und wohl auch nicht mit der Absicht, das Zeugs irgendwo auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, um zu Geld zu kommen. Trotzdem mussten wir die Augen aufhalten. Wer weiß, wieviel Schaden sie noch anstellt.

Am vergangenen Samstag war die komplette Belegschaft hier im Laden in Habtachtstellung. Jeder sollte auf eine junge Frau mit dunklen Haaren, dunkler Jacke und einerm Leinenbeutel vom Discounter "Plus" achten. Wie das Leben so ist passierte Samstag... gar nichts.

Gestern Abend lief sie mir plötzlich hier im Laden über den Weg. Sie hatte gerade eine Kollegin angesprochen und nach einem bestimmten Artikel gefragt, als ich zufällig genau daneben stand. Alles passte und auch mein Mitarbeiter an der Kasse bestätigte sofort, dass das die gesuchte Frau ist.
Den bekannten Leinenbeutel trug sie in der Hand, sie bezahlte einige Dinge und nachdem sie die Kasse passiert hatte, sprach ich sie an und forderte sie auf, uns ins Lager zu folgen.

Zuerst stritt sie alles ab. Die Lebensmittel im Leinenbeutel hätte sie woanders gekauft, erklärte sie. Daraufhin zeigte ich ihr die Videoaufzeichnung, auf der deutlich zu erkennen war, wie sie genau diese Sachen einpackte. "Die habe ich später wieder ins Regal gelegt.", versuchte sie zuerst zu erklären, musste aber dann einsehen, dass sie gegen die eindeutigen Bilder keine Chance hatte. Daraufhin gab sie auch die vorangegangenen Diebstähle zu.

Es passierte nicht mehr viel Spektakuläres. Sie hatte einen Ausweis dabei, die Daten stimmten auch und so brauchte die Polizei nicht anzurücken. Während ich die Personalien in meine Vordrucke übertrug, erklärte sie, dass sie zwei Kinder und kein Geld hätte und, wie wir ja auch sehen würden, wirklich nur ein paar Lebensmittel klauen würde, damit sie überhaupt etwas zu Essen hat.
Ich weiß nicht, ob sie einfach nur eine gute Schauspielerin ist oder das so lange geübt hat – aber irgendwie glaubten wir ihr die Geschichte und sie tat uns allen auch richtig Leid dabei. Sie versprach sogar, den entstandenen Schaden aus den vergangenen Fällen wieder gutzumachen, aber das glaube ich wirklich erst dann, wenn sie mir das Geld auf den Tisch legt.

Trotzdem möchte ich mich zukünftig zumindest von ihr nicht mehr beklauen lassen und so folgte auch in diesem Fall das übliche Hausverbot und die Anzeige, die ja sowieso ohne nennenswerte Folgen bleiben wird...