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Alter Mann

Ein alter – tzja – Ex-Stammkunde schafft es nun zum dritten Mal hier ins Blog. Gleich einer der ersten Einträge von mir beschrieben sein herzliches Lachen und dessen Wirkung auf mich.

Nur ein gutes Jahr später ertappte ich ihn dabei, wie er mehrere Brötchen in seiner Jackentasche verschwinden ließ und ohne diese zu bezahlen den Laden verlassen wollte.
Kurze Zeit nach dem Vorfall sprach er mich an. Es tue ihm Leid und er würde doch so weiterhin bei mir einkaufen. Ich gestatte es ihm und wenngleich ich ihn danach nie wieder gezielt beobachtet habe, wenn er hier im Laden war, so hatte ich doch jedes Mal ein komisches Gefühl dabei.

Vorhin sah ich ihn zufällig auf dem Monitor der Überwachungskamera vor dem Kühlregal stehen. Und nicht nur das: Er sah sich immer wieder um und als kein anderer Kunde in seiner Nähe war, ließ er zwei abgepackte, größere Käsestücke in seiner Jacke verschwinden. Er nahm eine kleine Gemüsetüte, in die er in der Vergangenheit immer seine zu bezahlenden Kleinigkeiten legte, legte ein Brot hinein und bewegte sich langsam in Richtung Kasse.
Ich hatte gerade mit einem anderen Kunden zu tun und so ließ ich ihn drei Minuten aus den Augen. An beiden Kassen waren kleine Schlangen und so ging ich davon aus, dass sich der Mann mit dem Käse in der Tasche noch einige Minuten im Laden aufhalten müsste. Aber schon kurze Zeit später entdeckte ich ihn nicht mehr. Ich ahnte etwas und hatte Recht: Er war durch den Eingang rausgegangen, hatte nichtmal das Brot bezahlt und stand gerade auf der anderen Straßenseite und schichtete den Käse in die Tüte um.
Ich ging zu ihm und forderte ihn auf, mit mir in den Laden zurückzukommen. Nach mehreren Minuten des Zuredens klappte das sogar, aber er war sehr wiederwillig und redete die ganze Zeit davon, dass er die Sachen bezahlt und den Kassenbon verloren hätte.

Bezahlt war natürlich nichts, es folgte das übliche Programm und dieses Hausverbot werde ich nicht wieder aufheben. Oh, Mann... :-(

Zeitdehnung

Oha, elf Monate ist es schon wieder her, dass ich hier im Laden neue Lampen montiert bekommen habe. Die Zeit vergeht wahrlich wie im Fluge und das fällt mir vermutlich erst durch dieses Blog erst richtig auf. Ein Dreivierteljahr für die Kaffeevitrine, zwei Jahre für den Umbau der Regale zur Neugestaltung der Getränkeabteilung – es zieht sich, wenn man solche Dinge nebenbei plant und macht.

Dort, wo die alte Lampenreihe saß, befindet sich eine unansehnliche Stelle voller Löcher und ohne Farbe. Etwas Gips und Farbe, eine halbe Stunde Arbeit und schon sähe es wieder schön aus. Wird in den nächsten Tagen in Angriff genommen, versprochen.

Dann wird auch der Rest der Getränkeabteilung folgen, jedoch überlege ich derzeit ernsthaft noch, ob ich tatsächlich den geplanten Überbau aus Dekotraversen installieren werde. Die Dinger sond doch relativ teuer und letztendlich eben doch nur Deko.

Schwankendes Rohr im Winde

Eine Mutter war mit ihrem etwa dreijährigem Nachwuchs im Laden. Die Kleine entdeckte etwas im Süßwarenregal, woraufhin die Mutter nicht mit einem barschen "Nein!" antwortete, sondern relativ diplomatisch zu erklären versuchte, warum sie dieses und jenes zumindest jetzt nicht kaufen möchte.

Ihre Tochter probiertes es bei einem anderen Artikel, den sie wohl auch als gut schmeckend einschätzte und wieder erklärte ihre Mutter, dass sie das jetzt nicht kaufen möchte.

Das ging einige Male so, bis schließlich der folgende Satz fiel: "Na, gut. Dieses eine Teil darfst du haben. Aber nur ausnahmsweise."

Der Scheiß

Ein älteres Paar ging durch den Laden. Bei den erst kürzlich aufgebauten Spekulatius, Lebkuchen und Dominosteinen blieben sie stehen und er begann, laustark zu fluchen: "Jetzt steht die Scheiße hier auch schon überall rum."

Man kann's echt übertreiben. So neu ist es nicht, dass diese Artikel schon im September angeboten werden und es wird auch nicht "jedes Jahr früher", wie einem viele aufgebrachte Kunden immer wieder erzählen wollen.

Die Halle, der Mietvertrag und was sonst noch geschah

Nun möchte ich endlich ein Geheimnis lüften. Ich gebe zu, dass es sehr viel Geheimniskrämerei um besagte Halle und einen Mietvertrag gegeben hat. ich habe hier immer wieder meine eigenen Emotionen und die kleinen Zwischenschritte wiedergegeben, mochte aber nie genau sagen, was los war. Aber von vorne:

Der kleine Tierfutterladen "Picas Tierfutter" war für mich nicht nur ein Experiment, sondern sollte zum einen einem guten Freund einen Job sichern, zum anderen aber auch als "Lager" für den (parallel dazu geplanten) Picas-Onlineshop dienen. Der Laden war zu verkaufen, die Zahlen sahen gut aus – also gingen wir frohen Mutes ans Werk.
Über die Probleme mit dem Onlineshop habe ich an dieser Stelle genug geschrieben, nicht erwähnt sind bislang die Probleme vor Ort: Der Laden dümpelte die ganze Zeit vor sich hin, die genannten Umsätze schaffte er vom ersten Tag nicht. Eine mehrwöchige Vollsperrung unserer Straße brach dem Laden endgültig das Genick, da ein großer Teil der Kunden sich offenbar in der Zeit anderweitig orientierte.

Schon im Januar dieses Jahres stand fest, dass ich den kleinen Laden kündigen werde und es wuchs die Idee, einen Zoofachmarkt auf einer größeren Fläche auf die Beine zu stellen. Die Idee manifestierte sich immer mehr. Wir suchten Grundstücke, leerstehende Länden, einfach alles, was irgendwie brauchbar schien und nicht gerade eine Futterhaus- oder Fressnapf-Filiale in der Nähe hatte, wurde begutachtet. Es war einfach nichts zu finden, was wirklich zu gebrauchen war.
Ende Mai entdeckten wir einen rund 800 Quadratmeter großen Laden in einem kleinen Einkaufszentrum. Neben einem großen Discounter waren noch einige kleine Geschäfte dort ansässig. Die ursprünglichen Mietkonditonen waren völlig indiskutabel, aber mein Gegenangebot wurde spontan mit einem "kriegen wir wohl hin" quittiert. Das Dumme an der Sache war, dass das Gebäude einem Immobilienfonds gehörte und es tatsächlich mehrere Monate dauerte, bis man sich geeinigt hatte. In der Zwischenzeit war meine anfängliche Euphorie arg abgeklungen und die genauere Betrachtung des Standortes brachte an den Tag, das mit großer Wahrscheinlichkeit sogar trotz meiner weit heruntergehandelten Mietkonditionen, der Markt nicht wirtschaftlich laufen würde. Ich bin bereit, Geld einzusetzen – aber im Falle eines Fehlschlages hätte ein Projekt dieser Größenordnung fatale Folgen für mich gehabt. "Achim" war damals berechenbar, denn die Eintrichtung hatte ich gebraucht für wenig Geld erstanden und die Ware konnte ich hier im großen Laden verkaufen. Für den Zoofachmarkt wäre eine komplett neue Einrichtung fällig gewesen und Ware, die ich nicht so einfach in einem anderen Geschäft hätte verkaufen können. So stand bereits vor einigen Wochen schon fest, dass "Picas" sterben wird.

Inzwischen sind wir dabei, den Laden auszuräumen. Die Ware am Rande des Haltbarkeitsdatums werde ich hier im Supermarkt reduziert auf dem Restetisch verkaufen, alles andere wird erstmal eingelagert. Aus Platzgründen auf dem Dachboden bei mir zu Hause. Die noch guten Teile der Einrichtung werde ich ebenfalls einlagern und alles andere fliegt auf den Schrott. Der Mietvertrag endet am 30. September und an dem Tage ist auch die Gewerbeabmeldung, die ich bereits vollzogen habe, gültig.

Mir macht die Materie aber viel Spaß und ich werde mit einem neuen Konzept mit einem Heimtiergeschäft zurückkommen, davon bin ich überzeugt. Wenn DER Versuch auch scheitern sollte, gebe ich's allerdings auf.

Ihr seht: Kein Leergutlager, kein Puff und keine Besserungsanstalt für drogenabhängige Ladendiebe. Aber doch etwas, was nie wirklich sicher war und weshalb ich daraus nie eine große Sache machen wollte. Dass sich die vielen Ankündigungen und Zwischenmeldungen nun quasi im Sand verlaufen, bitte ich zu entschuldigen. Aber wer hier nicht nur unterhalten werden will, sondern auch Verständnis für betriebswirtschaftliche und kaufmännische Dinge hat, wird meine Entscheidungen verstehen.