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3 und 1

Samstag Abend, 22:10 Uhr.

Vier männliche Kunden in sichtbarer Partylaune haben gerade drei Kisten Bier und ein Bund Suppengrün gekauft.
Nicht, dass ich niemandem nicht gönne, Suppengrün zu kaufen oder Suppe zu kochen oder was auch immer.

Aber es wirkte in diesem Fall doch sehr -öhm- skuril. :-)

Anspruchsvoller als ein kleines Kind

"Deine Firma ist anspruchsvoller als ein kleines Kind.", musste ich mir gerade vorwerfen lassen. (Gemeint war, dass ich zu viel Zeit hier im Laden verbringe.)

Anspruchsvoller als ein kleines Kind...

Hmm...

Darauf konnte es nur eine Anwort geben: "Jedenfalls macht sie kein A-A."

Religion: Deutsch

Eine neue Aushilfe hat im Personalbogen (wohl als Folge eines Missverständnisses) als Religion "Deutsch" angegeben.

Das wär's doch noch: Mehrmals täglich müssten wir in Form eines Mantras murmeln klar aussprechen: "Du sollst nicht den Dativ mit dem Genitiv verwechseln." und "Wer brauchen ohne 'zu' gebraucht, braucht 'brauchen' erst gar nicht zu gebrauchen."

Neben den Eingängen sämtlicher Bibliotheken wären nicht die zehn Gebote angeschlagen, sondern die zehn goldenen Deutschregeln:
1. Benutze die Artikel. "d'" ist keine gültige Verallgemeinerung: d'Kinokarte, d'Auto, d'Handyladen.

2. "Ey!" ist keine höfliche Anrede für Fremde.

3. Die Aussage "Ich tue irgendwas" ist böse!

4. Du trinkst ein Getränk und kein "Trinken".

5. "Bitte" und "Danke" sind keine sinnlosen Floskeln.

6. Du sollst Sätze nicht mit "Weil, ..." beginnen.

7. Du gehst zu Personen und nach Orten.

8. Dinge sind entweder besser oder schlechter als oder genauso gut wie andere.

9. Der Plural wird meistens nicht durch einfaches Anhängen eines "s" gebildet.

10. Die größten (und nicht die größesten) Fehler passieren immer wieder beim Superlativ.
Der Ansatz ist jedenfalls brauchbar. :-)

Erzürntes Pieken

Während ich eben in der Gemüseabteilung stand und die Bestellung für Montag vorbereitet habe, kam eine langjährige Stammkundin in den Laden. Ihr Name klingt fast schon wie aus einer Romanvorlage und passt hundertprozentig zu der typischen, karikierten alten Dame, die einem immer wieder ihre Lebensgeschichte erzählt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie es sogar schon einmal hier ins Blog geschafft hatte, jedoch finde ich den entsprechenden Beitrag gerade nicht wieder.

Sie stellte sich vor mich, wie begrüßten uns und sie begann zu erzählen, was sie doch für ein Pech hätte. Ihr Fernseher wäre kaputt und nun müsste er repariert werden und der, der ihn jetzt reparieren würde, wäre doch so nett und so günstig. Ein anderes Unternehmen, das sich mal ihren Fernseher angesehen hätte, wäre ja sooo teuer gewesen. Richtige Wucherer. Bei den letzten Worten stuppste sie ihren ausgestreckten Zeigefinger gegen meinen linken Oberarm.
Während sie sich weiter über den Radio- und Fernsehtechniker aufregte, stieß sie immer weiter und immer kräftiger mit ihrem Finger gegen meinen Arm. Der lange Fingernagel drückte sich spürbar durch meinen Hemdärmel. "Nur dafür, dass die hergekommen und den Ton wieder eingestellt haben, sollte ich 49 Euro bezahlen!", erfuhr ich unter Schmerzen. Ich ließ es erst geschehen, nutzte ihre erste Sprechpause aber, um meinen Arm zu reiben und ein demonstratives "Aua!" von mir zu geben. Da bemerkte sie wohl ihren Übereifer und entschuldigte sich.

Ich hatte zum Glück ein wichtiges Argument für die Flucht in der Hand: "Ich muss ganz schnell meine Gemüsebestellung senden!", sagte ich. Und verschwand.