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Ehrlicher Flaschensammler

Ein ziemlich heruntergekommener Flaschensammler, den ich hier im Laden in den letzten Jahren zwar schonmal gesehen habe, der aber absolut kein regelmäßiger Kunde ist, kam auf mich zu und drückte mir einen Leergutbon in die Hand, die aufgedruckte Summe belief sich nur auf etwas über einen Euro. "Den hat jemand am Automaten hängen lassen, vielleicht meldet sich derjenige noch", sagte mir der Mann und ging los, um sein eigenes Leergut abzugeben.

Einer der Momente, in denen man staunend dasteht.

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Kommentare

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Schaf Nase am :

Ich würde mich freuen wenn der Herr Harste auf Grund dieser Erfahrung in Zukunft bei seinen Formulierungen bezüglich schwierigerer Klienten einfließen lassen würde, dass immer ein Mensch dahinter steckt, egal, wie diesem das Schicksal mitgespielt hat.

G am :

"dass immer ein Mensch dahinter steckt"

Und ich hatte bis jetzt gedacht, hinter den Menschenmasken stecken immer Seehunde.

The other one am :

"... dass immer ein Mensch dahinter steckt, ...".

Aha, also immer.

Adolf Hitler, Josef Mengele, Joseph Kony, um nur mal drei Menschen zu nennen, die wir alle in einem völlig falschen Licht wahrnehmen.

Das sind Menschen wie Du ich. Möglicherweise eher wie Du.

Oskar am :

Und "schwierig" ist menschlicher als "heruntergekommen"?

Daß sein äußerer Eindruck reichlich oder ausschließlich Spielraum nach oben lässt wird derjenige wohl selbst wissen - vielleicht geht's kaum anders, vielleicht ist's ihm gleichgültig. Mich selbst würde die Zuschreibung "schwierig" jedenfalls wesentlich mehr stören, denn das beeinträchtigt Miteinander und Aussichten weit mehr und lässt sich auch nicht so reibungslos ändern wie das Äußere.

Und derjenige Flaschensammler erscheint eben nicht schwierig zu sein, sondern anständiger als manch gestriegelter Erfolgsdarsteller.

Klodeckel am :

Sehr guter Kommentar.
Angesehen davon finde ich es gerade gut, dass Björn in seinen Formulierungen nicht unnötig rumeiert sondern die Dinge so, wie sie sind, beim Namen nennt. ;-)

Sonstwer2 am :

Viele Flaschensammler leben zu einem großen Teil vom eingesammelten Flaschenpfand. Die können es sich nicht erlauben, wegen kleiner Mauscheleien Stress mit anderen Kuinden oder Ladeninhabern zu bekommen.

Da ist die Ehrlichkeit "systembedingt".

Oskar am :

Als ob man den hängengebliebenen Pfandbon nicht einfach so und risikolos einstecken könnte. Die gleiche Summe wie beim vermissenden Pfandabgeber ist ja nichtmal ein Indiz, schon gar nicht in jenem niedrigzahligen Pfandbereich. Wenn der nicht gerade mehrere Euro umfasst werden wohl die meisten Leute dafür weder einen Aufwand zur Wiedererlangung auf sich nehmen, noch erwarten, daß der sich noch an Ort und Stelle befindet oder beim Personal danach fragen.

Ein aufgesammelter Leergutbon ist nun auch nicht so weit entfernt von einem aufgesammelten Pfandbehälter.

GelberBuntstift am :

Wenn ein Markt schon länger besteht, dann hat man meist auch nur noch die ehrlichen Flaschensammler. Ist bei uns auch so. Kurz nach der Eröffnung kamen alle möglichen Flaschensammler zu uns und wollten alles abgeben, was irgendwie nach Flasche oder Dose aussieht und haben auch lange und laut diskutiert, dass wir ja sowieso verpflichtet sind das alles anzunehmen und dass man uns anzeigen will. Als dann die ersten Hausverbot bekamen (u.a. weil angefangen wurde die Mülleimer im Markt auf der Suche nach Flaschen zu entleeren!) hat sich das wohl rumgesprochen und nun kommen nur noch die Flaschensammler, die freundlich, ehrlich und sauber (nicht falsch verstehen, damit meine ich, sie hinterlassen keine riesige Getränkepfütze vor dem Automaten und auf Displays, auf denen sie ihre durchnässten Taschen ablegen) sind.

tyler am :

Die "normalen" Kunden hätten den Bon eingesteckt und im Verdachtsfall unschuldig getan. Vermutlich hätten sie dann sogar auf den Flaschensammler gezeigt.
Der Flaschensammler weiss ganz genau, dass er eh der erste Verdächtige ist, wenn ein Kunde den Bon als vermisst meldet.

Der wird sich wegen der kleinen Kohle keinen Stress in seinem Stammladen einhandeln wollen.

Nils am :

Ach komm, findest Du das jetzt nicht etwas konstruiert? Ich denke, man darf auch durchaus mal an das Gute im Menschen glauben und muss da nicht unbedingt Kalkül unterstellen. Mich jedenfalls hat diese Geschichte sehr erfreut und ich kann mir nicht vorstellen, dass das Kalkül ist, sondern dass er einfach ehrlich ist.

Smoo am :

... insbesondere, wenn es im Text heißt: "... zwar schonmal gesehen habe, der aber absolut kein regelmäßiger Kunde ist" - Stammladen geht anders.

griz am :

Herr Harste hätte dem Sammler anbieten können, dass er sich den Bon in 2 Tagen abholen kann, wenn der Kunde sich nicht mehr gemeldet hat.

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